Work & Travel in Australien – Teil 3: Fluten in Queensland & Mandarinen in Gayndah
Bildquelle: Dennis Reichow Hotels in Australien    

Work & Travel in Australien – Teil 3: Fluten in Queensland & Mandarinen in Gayndah

Nun folgt heute der letzte Teil meiner kleinen Reisebericht-Reihe, in denen ich euch kurz vorstellen wollte wie ich in Australien mein Geld verdient habe. Nachdem uns das Pflücken von Pfirsichen sehr gut gefallen hat und uns Birnen bereits nach zwei Tagen in die Knie gezwungen hatten, sollen wir mit Mandarinen einen recht versöhnlichen Abschluss unserer Arbeitszeit finden. Dies reichte dann auch, denn wir waren ja dort um das Land zu erkunden und nicht zum Arbeiten 😉

Wir waren recht lange auf der Suche nach einem Job und schon beinahe verzweifelt als wir das Angebot bekamen in Gayndah Mandarinen zu pflücken. Wir machten uns auf den Weg in die kleine Stadt, die in etwa 180 Kilometer westlich von Hervey Bay, also im Inland Australiens liegt. Wir waren froh arbeiten und unsere Reisekasse auffrischen zu können.

Doch bevor wir die Stadt erreichten erwartete uns zunächst ein kleines Abenteuer. Aus Richtung Sydney machten wir uns auf der Küstenstraße auf den Weg in Richtung Norden. Wir fuhren gerne abends, da wir Probleme mit unserem Auto hatten. Jenes überhitzte gerne und so war die Kühle des Abends etwas angenehmer. An einem dieser Abende begann es sehr stark zu regnen, sodass wir uns recht bald entschieden in einem kleinen Ort halt zu machen, der einen kostenlosen Camping-Platz anbot. Noch ahnten wir nicht, dass wir hier länger bleiben würden. Wir waren recht müde und schliefen schnell ein und bekamen auch in der Nacht nicht viel vom Ausmaß des Regens mit. Was am nächsten Morgen geschah erzählen meine Blog-Einträge von damals:

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Natürlich hatten wir mitbekommen, dass eine Menge Autos neben uns an hielten. Wir dachten, es sei zum eigenen Schutz, da die Sichtverhältnisse logischer Weise sehr eingeschränkt waren, aber nach wenigen Minuten an der frischen Luft wurde uns klar, dass dies nicht nur ein paar Autos waren, die Schutz vor dem Regen suchten. Das gesamte Dorf (ich denke keine 1000 Einwohner) stand voll mit LKW’s, Wohnwagen, Reisenden und Leuten, die eigentlich nur auf dem Weg zur Arbeit waren. Nach kurzer Zeit fanden wir ein deutsches Pärchen, welches uns dann informierte, dass die Straßen in beide Richtungen überflutet und somit geschlossen seien.

Zunächst starteten wir unsere Laptops und schauten was wir im Internet über die Ereignisse fanden. Die erste Nachricht war auf einer australischen News-Seite „Regenrekord von 1866 (!!!) droht gebrochen zu werden“. Wir klickten uns weiter auf den Wetterdienst Australiens, welcher Flutwarnungen in unserer Gegend angekündigt hatte. Auf einem Radar sahen wir einen Zyklon (ein Tief mit mehr als 50 km Durchmesser), welches sich über uns hinweg bewegte. Wir suchten nach dem Zentrum und siehe da: Tiaro! Das Dorf unseres Aufenthaltes, welches wir Stunden zuvor dazu erkoren hatten, lag inmitten des Zentrums dieses gewaltigen Unwetters.

Nachdem es nun gegen Mittag endlich aufgehört hatte zu regnen, machten wir uns auf den Weg ein wenig die Umgebung anzusehen. Am Rand des Dorfes befand sich ein kleiner Bach, der wohl den Großteil des Jahres froh ist wenn er überhaupt etwas Wasser führt. Zu diesem Zeitpunkt war er buchstäblich aus allen Nähten geplatzt und hatte riesige Flächen an Wiesen mit Wasser bedeckt. Viele Zäune von Weiden hielten dem Druck und vor allem den Unmengen an Gras, welches mit dem Strom mit floss, nicht Stand und wurden mitgerissen oder lagen zumindest flach auf dem Boden. 

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Eine überflutete Straße bei Tiaro in Queensland

Wir hatten bis dato kein Pech mit Unwettern, Überflutungen, Bränden oder giftigen Tieren. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl der Natur so ausgeliefert zu sein. Wir verbrachten noch 2 weitere Nächte in dem kleinen Ort ehe die Straßen wieder frei waren. So viel zu dem Weg zu unserer Arbeit, der ansonsten wirklich wunderschönen Landschaften zu bieten hatte.

In Gayndah angekommen ging es erst einmal darum einen geeigneten Platz zum Schlafen zu finden. Durch den Ort schlängelte sich ein kleiner Fluss und es stellte sich heraus, dass auf jeder Seite des Ufers jeweils ein Camping-Platz lag. Der eine schien für betrunkene Franzosen reserviert zu sein. Dies wurde uns klar als wir auf der anderen Seite nach einem Platz fragten und die erste Frage „Are you french?“ war. Da wir deutsch waren und keine 12 Liter Wodka im Kofferraum hatten durften wir einchecken 😉

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Der Ort schien nur aufgrund der Farmen im Umland zu existieren. Direkt am Ortseingang stand eine riesige künstliche Mandarine und selbst unser Camping Patz wurde nach den Zitrusfrüchten benannt (siehe Titelbild):

Gayndah ist eigentlich eine kleine Stadt, die nicht sonderlich viel mehr als ein Durchfahrtort eines Highways ist, welcher ins Nirgendwo führt. Doch einmal im Jahr ist die Stadt für ca. 2 Monate völlig überbevölkert. Aus allen Ecken Australiens kommen sowohl Einheimische als auch Backpacker um Geld während der Mandarinen-Hochsaison zu verdienen. Da wir gehört hatten, dass man dort ganz gutes Geld verdienen kann und der Ort nur knappe 200 km ins Landesinnere entfernt liegt, nahmen wir die Möglichkeit war und haben unser Taschengeld etwas aufgefrischt. Insgesamt waren wir etwas über drei Wochen in der Stadt und haben innerhalb von diesen 21 Tagen 20 gearbeitet. Nach den ersten 12 Tagen war die Verzweiflung teilweise sehr groß, da man das Gefühl hatte nichts anderes mehr zu tun als zu pflücken und zu schlafen. Dort haben wir reichlich gemerkt, wie viel Wert ein Wochenende oder zumindest ein freier Tag ist. 

Sehr witzig war auch, dass es nur einen Supermarkt im Ort gab und dieser meistens so gut wie leer gekauft war. Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch oder Eier waren rar, sodass man leider oft auf Konserven zurückgreifen musste… Ebenso schwierig war es mit dem Internet. Jenes war nämlich nirgendwo zu finden. Handyempfang war ebenfalls nur mit einem gewissen Provider möglich. Wir entschieden uns recht schnell eine weitere Sim-Karte zu kaufen, um überhaupt irgendwie Kontakt zur Außenwelt zu halten…

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Der Parkplatz unserer Farm: Mit uns arbeiteten nur französische Backpacker auf der Farm

Im Großen und Ganzen hatten wir allerdings einen sehr angenehmen Arbeitsplatz gefunden. Trotz der teiweise 40 Grad und der harten Arbeit wurde man noch relativ fair bezahlt. Zudem kam, dass unsere Vorgesetzte ihren Job nicht überernst genommen hat und wir nicht sonderlich oft kontrolliert wurden. Die ersten Tage haben wir auf einer anderen Farm gearbeitet und dort wurde jeder einzelne Baum nach dem Pflücken kontrolliert und wenn man etwas vergessen hatte „durfte“ man zurücklaufen um die eine Mandarine zu holen… Gepflückt wurde mit einer kleinen Zange und auf einer Leiter. Ich träumte nachts oft von der Bewegung, die man mit der Zangen machte und nach einigen Tagen versuchte man die Finger zu wechseln um die Blasen zu schonen 😀 Damit meine Frendin die schwere Eisenleiter nicht durch die Gegend tragen musste, habe ich mich bereit erklärt die ganze Zeit die obere Hälfte des Baums zu pflücken. Meine Füße und Knie haben mir dies jeden Abend herzlich gedankt.. Ebenfalls nicht besonders nett waren die Stacheln an den Bäumen, die teilweise bis zu 3 oder 4cm lang und auch spitz wie eine Nähnadel waren. An denen haben wir uns einige nette Schrammen zugezogen, die aber mittlerweile fast wieder alle verheilt sind.

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Rechts im Bildrand seht ihr etwas unscharf einen der netten Stacheln

Es war keine besonders schöne Zeit und wirklich viel harte Arbeit, aber 20 Arbeitstage sind dann doch zu überleben und somit sind wir froh die zwei Wochen durchgezogen und nun über 3000 Dollar mehr in der Tasche zu haben… Im Großen und Ganzen also eine unvergessliche Erfahrung, bei der man oft an seine Grenzen kam, aber seinen inneren Schweinehund überwinden konnte.

Die Bezahlung erfolgte auf der Farm übrigens per Bin. Jedoch waren diese wesentlich schneller zu füllen als die Kisten auf der Birnenfarm, auf der wir einige Wochen zuvor unser Glück versucht hatten.

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Der Feind (der Bin) und ich

Unnützes Wissen: Die Mandarinen wurden übrigens noch grün gepflückt, da sie eigentlich schon reif schmeckten, aber logischer Weise dann länger halten als wären sie schon orange und um einiges weiter im Reifeprozess. Da aber niemand grüne Mandarinen im Supermarkt kauft werden die Früchte mit einem speziellen Gas behandelt um ihre bekannte Farbe zu erhalten… Ich denke BIO geht anders 😉

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