Reisebericht Mongolei – Oder wie man in neun Tagen trinkfest wird

Reisebericht Mongolei – Oder wie man in neun Tagen trinkfest wird

Ein Reisebericht von Caroline

Für einige steht das Land als Urlaubsziel nicht wirklich auf dem Plan und für andere ist es genau deshalb ein Punkt auf der Must-Visit Liste. Ein Reisebericht über eines der wenigen Ländern, in denen man die Kultur der Nomaden noch erleben kann.

Anreise

Die Mongolei war uns anfangs ein recht unbekanntes Land, über das wir nur vage Vorstellungen hatten (Pferde, Jurten, Nomaden..). Deshalb haben wir uns entschieden das Land mit einer organisierten Tour zu erkunden. Und das war genau der richtige Weg. Ohne unsere Tourguides wäre uns der ein oder andere Einblick in das Leben der Mongolen vielleicht nicht gewährt worden oder wir hätten uns auf der Suche nach den Sehenswürdigkeiten des Landes völlig verfahren. (Oder wären erst gar nicht vom Fleck gekommen.)

Denn zwischen kleinen Städten und Dörfern führen zum Teil keine Straßen lang und die ortskundigen Fahrer sind stundenlang querfeldein durch die (nicht nur sprichwörtliche) Pampa gefahren, ohne für uns erkennbare Orientierungspunkte zu haben. Aber nicht nur deshalb war es ein Glücksfall die Tour gebucht zu haben. Wir haben uns damals aus Kostengründen für einen englisch- sprachigen Anbieter entscheiden. Dieser hat uns nicht nur die Ankunft in der Hauptstadt Ulan Bataar erleichtert, sondern hat es auch geschafft, eine junge, multikulturelle Gruppe zusammenzustellen.

 

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Den Flug in die Mongolei haben wir über Turkish Airlines mit einem Zwischenstopp in Istanbul gebucht. Den Zwischenstopp haben wir gleich um einen Tag verlängert, um uns die Chance, Istanbul anzusehen, nicht entgehen zu lassen. Auf dem Weg zum Ziel landeten wir in Turkmenistan (eventuell…so genau wissen wir das nicht) zwischen, um zu tanken. Der Blick aus dem Flugzeug auf die vollkommen unberührte Landschaft mit Steppen, Flussbetten und Schluchten war dabei schon echt sehenswert.

An dieser Stelle sei anzumerken, dass es bewundernswert ist, was die Mongolen alles unter Handgepäck zu verstehen. Stapel von Koffern und kuriosen Kisten türmten sich in der Wartehalle. Das konnte ja noch heiter werden…

Jedoch ist eine Gruppenreise definitiv nicht der einzige Weg, sich in der Mongolei fortzubewegen. Hin und wieder haben wir in den Dörfern auch Individualtouristen getroffen, die überraschender Weise auf zwei Rädern (Rad und Motorrad) unterwegs waren. Und die konnten, wie zu erwarten, nur Gutes berichten!

Ulan Bator oder Ulanbataar – die Hauptstadt, in der alle wohnen

Von dem Flughafen sind wir mit dem Taxi zu unserer Unterkunft gefahren. Nachdem wir dort herzlich empfangen wurden, sind wir gleich aufgebrochen, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Erstes Ziel der kleinen Stadttour war, der wohl offensichtlichste Platz: der Dschingis Khan Platz (Genghis Khan square). Wie auch so ziemlich alles andere in dem Land ist auch der Platz mit der passenden Statue nach dem berühmten Eroberer benannt. Allerdings war dort nicht viel zu finden, außer besagter, nicht zu übersehender Statue und einem Typen, der elektrische Mini- Autos für Kinder verlieh. Insgesamt eine sehr kühle, eigenartige Atmosphäre, denn die Gebäude erinnerten an alte Sowjetzeiten und die Werbetafeln an den modernen westlichen Einfluss. Allgemein lässt sich aber in dem Land der Einfluss der Russen noch sehr stark wiederfinden, da die meisten noch fließend russisch sprechen können.

 

 

Nach einem kurzen Tag und einer ebenso kurzen Nacht in der Hauptstadt ging es dann am nächsten Tag endlich los. Das Fortbewegungsmittel der Wahl waren alte russische Vans, die uns doch eine sehr amüsante, wenn auch holperige Fahrt mit guter, noch nie zuvor gehörter Musik bescheren sollten.

 

 

Erster Halt:

Als erstes auf dem Programm stand der Besuch der bekanntesten und größten Figur des Landes und wie sollte es anders sein, war diese eine begehbare Genghis Khan Statue. Vor dem Eingang wurde einem die Möglichkeit geboten Fotos mit einem Adler zu machen und im Innenbereich konnte man wiederum Fotos in traditioneller mongolischer Kleidung machen, sodass man doch das Gefühl hatte, dass die Statue doch sehr für touristische Zwecke verwendet wird. Allerdings hatten wir einen guten Ausblick auf die Umgebung, die dort, nahegelegen der Hauptstadt, noch sehr grün und eben war.

 

 

Schon während den ersten Minuten der holprigen Fahrt durch die ländlich geprägte Region wurde der Einfluss der nomadischen Kultur sichtbar. Den Haupterwerb ziehen viele Leute außerhalb der Städte aus der Tierzucht. So blieben Schaf-, Ziegen- und Kamelherden immer ein stetiger Begleiter auf unserer Fahrt durch die Mongolei und auch Hüter sowohl in moderner Version, in Jogginghose und mit Moped, oder in traditioneller Form, mit Pferd und Tracht unterwegs, ließen sich immer wieder blicken.

 

 

 

Weiter ging die Fahrt zum letzten Ziel des Tages: das Kloster…… in …… Dort haben wir zum ersten Mal auf der Reise einen Einblick in den Buddhismus der Mongolei erhalten. Der Tempel war genauso farbenfroh und bunt wie der des tibetanischen Buddhismus.

Die erste Unterkunft war noch sehr nach dem westlichen Tourismus gerichtet. So gab es richtige Toiletten und einen Aufenthaltsraum mit Fernseher. Dennoch blieb uns das erhoffte Nomadenerlebnis nicht verwehrt und wir schliefen in einer typischen Jurte. Um uns gleich in die mongolische Kultur einzuleben, musste unsere Gruppe natürlich sofort das Nationalgetränk (neben vergorener Kamelmilch) probieren: Dschingis Khan-Vodka.

Dieses Nationalgetränk sollte uns noch oft auf unserer Reise begleiten.

Ankunft fernab der Touristen

Nach einem lustigen Abend zuvor, stand am nächsten Tag der Besuch der White Stupa oder auch Tsagaan Suvarga genannt auf dem Plan. So mancher hatte nach dem feucht fröhlichen Abend ein Problem mit der Fahrweise der russischen Vans, die doch sehr unruhig war und über nicht befestigte Straßen verlief. Die White Stupa ist ein Kalksteinberg, die aus der sonst sehr flachen Steppe hervorragt. Benannt wurde diese Formation aufgrund ihres Aussehens, das nach Aussagen einiger, den buddhistischen Stupas ähnelt.

 

Nach der noch sehr touristischen Unterkunft an Tag eins, wurde der zweite Tag zur ersten Begegnung mit einem Plumpsklo und dem Umstieg auf Feuchttücher (denn Duschen waren auch Fehlanzeige). Da die Unterkunft fern ab von jeglicher Zivilisation war, hatten wir die inzwischen fast unmögliche Möglichkeit den Himmel voller Sterne zu sehen.

Gletscher in Wüste

Der dritte Tag der Tour zeigte uns, wie abwechslungsreich die Mongolei sein kann. Nachdem wir durch grüne Weiden und Steppen gefahren sind, erreichten wir das Yol Valley, um doch tatsächliche einen Gletscher zu besichtigen. Und der war nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel bei den Touristen, sondern auch bei den Einheimischen – denn wer erlebt schon einen Gletscher zwischen Steppe und Wüste?

 

 

Auf der Fahrt zu unserer Unterkunft, die wie immer mit lauter, mongolischer Popmusik untermalt war (oder wahlweise mit Scooter, Rammstein oder gar der Band „Dschinghis Khan“ – kein Scherz), machte uns der Tourguide auf einmal auf Antilopen aufmerksam. Für uns kam das sehr unerwartet die Tiere hier aufzufinden, aber man lernt ja immer was dazu…
Auf einem spontan eingelegten Zwischenstopp lernten wir an diesem Tag auch eine zuvor fremde Familie kennen, die uns sofort in ihre Jurte zu einer Runde Kamelmilch einlud und uns voller Stolz den Nachwuchs ihrer Kamelherde zeigte.

 

 

Die Nacht war mehr oder weniger erholsam – je nachdem wie gut man es verkraftet zu zehnt mit zwei Betten in einem Zelt zu nächtigen. Die Anzahl der wenigen Betten lässt sich aber durchaus erklären: sie sind ganz einfach nicht in einer traditionellen Jurte vorgedacht und werden nur für Touristen angeschafft.

 

 

Sand, Sand und noch mehr Sand

Das Highlight der Reise war ein Aufenthalt in der Wüste Gobi. Vorausgesetzt man kommt mit der Tatsache klar, dass es noch nicht einmal ein Plumsklo, einen Busch oder einen Hügel oder einen sonstigen Sichtschutz gibt. Und obwohl die Familie, bei der wir übernachtet haben nicht gerade reich war, waren sie dennoch die gastfreundlichsten Menschen.

Unsere „freie Zeit“ tagsüber haben wir genutzt, um mit den Kindern zu spielen und abends wurde mit den Erwachsenen in der Jurte gefeiert (wobei natürlich auch der gute Vodka nicht fehlte). Haupteinnahme der Familie war, neben dem Tourismus natürlich, die Kamelzucht und der Verkauf der Felle. So konnten wir die Familie dabei beobachten, wie sie unter dem Quäcken der Kamele (ein doch sehr eigenartiges Geräusch) eben diese geschoren haben.

 

 

 

Auf den übrigen Tieren haben wir in der Zwischenzeit einen Ausflug gemacht, was eine sehr entspannende Aktivität war. Mit deutlich mehr Action war die Besteigung einer hundert Meter hohen Düne verbunden. Anscheinend war das zu viel Action für die Raucher unter uns, die unten auf uns warteten. Auf dem losen Sand bedeuteten zwei Schritte vorwärts nämlich auch einen rückwärts. Als Belohnung dafür flog uns dann auf dem Dünenkamm der Sand um die Ohren, sodass er am Ende einfach überall war (das hat das Abendessen anschließend zu einer sehr knirschenden Angelegenheit gemacht). Der Ausblick über die Wüste war dennoch phänomenal und mit nichts zu vergleichen!

 

 

Flaming Cliffs

Nach dem sandigen Aufenthalt in der Wüste war am nächsten Tag der dringende benötigte Waschtag angesetzt. Also suchten wir ein öffentliches Duschhaus auf, welches auch immer noch regelmäßig von Familien genutzt wird, da für Duschen bei Jurten einfach kein Platz oder nicht genügend Wasser vorhanden ist.
Nach der sehr erfrischenden Dusche ging es weiter zu den Flaming Cliffs (auch Bayanzag). Diese waren wie der Name vermuten lässt, aus rot gefärbtem Stein und Fundort von alten Fossilien und lebendigen Reptilien aller Art.

 

 

Ruinen des Ongi Klosters

Der fünfte Tag hielt einen Einblick in die mongolische Geschichte bereit – und zwar den Besuch des Ongi Klosters. Oder besser gesagt von dem was übrig war. Auch wenn die Ruinen desolat aussahen, war dieses buddhistische Kloster früher ein großer Komplex mit mehreren Tempeln und der größte des Landes. Im Zug der Verbreitung des Kommunismus verfiel das Kloster. Heutzutage wird versucht Geld zu sammeln, um dieses wieder aufzubauen. Zwischen den Ruinen ließen sich noch Scherben und Steine alter Wanddekorationen finden, was diesen Ort ziemlich beeindruckend erschienen ließ.

 

 

Noch beeindruckender war allerdings die nächste Lokation, die zuerst ziemlich unscheinbar erschien. Und trotzdem war dieser Felsen spektakulär, denn wir konnten tatsächlich Reste alter Steinzeitmalereien entdecken!

 

 

Der Glanz der alten Hauptstadt

Ein weiterer Punkt der Reise auf den ich mich gefreut hatte, war der Besuch der alten Hauptstadt der Mongolei: Karakorum. Die Blütezeit der Stadt war im 13. Jahrhundert und dennoch lassen sich heute hinter den Stadtmauern gut erhaltene Tempel und verschiedenste Gebäude vorfinden. Die Tempel selbst werden sogar noch aktiv von buddhistischen Mönchen genutzt. Die äußeren Mauern hingegen werden sehr aktiv von Verkäufen genutzt, die versuchen vor den alten Ruinen ihren Ramsch an die Touristen loszuwerden. Für nützliche Informationen empfiehlt sich ein Besuch des Museums, welches wirklich beeindruckende Stücke aus Ausgrabungen in der ehemaligen Hauptstadt ausstellt.

 

 

Den Abend verbrachten wir mit folklorischer Live-Musik. Vorgeführt wurde der landestypische Kehlkopfgesang. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, so wie wir, sollte sich das unbedingt einmal auf einem Musik-/Videoportal seiner Wahl anhören. Diese doch sehr eigenartige Art des Gesangs war etwas, was wir noch nie gehört hatten und auch mit nichts vergleichen konnten. Begleitet wurde der Gesang mit einem ebenso für uns unbekannten Musikinstrument: der Pferdekopfgeige. Zusammen mit den Musikern in traditioneller Festtracht war das ein Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden.

 

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Der letzte Tag

Den letzten Tag der Tour verbrachten wir bei einer Familie in der Gegend des Orkhon Valley. Als Programmpunkt war unter anderem ein Ausritt auf mongolischen Pferden geplant. Die Betonung liegt hier auf mongolisch, denn im Vergleich zu den Pferden aus den Reitställen hier, waren die mongolischen quasi noch Wildpferde. Es folgte also ein sehr wilder, holpriger Ausritt, der bei ungeübten Reitern auch zu einigen blauen Flecken führte. Aber das Ausflugsziel zu einer unberührten Wasserquelle hat dieses Erlebnis wieder wettgemacht. Bemerkenswert war auch wie geschickt und schnell die Pferde trotz ihrer schweren Fracht (uns) über das unwegsame, steinige Gelände gegangen sind, was noch einmal verdeutlicht hat, warum die Mongolen diese lange Zeit genutzt haben, um ihre Herden zu hüten.

 

 

Bevor wir uns an dem Tag ausruhen konnten, durften wir mit der Familie unser Essen zubereiten und wir haben Dumplings (gefüllte Teigtaschen) zubereitet. Diese waren in der sehr fleischlastigen, mongolischen Küche (Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Kamelfleisch, alles war dabei) durchaus weit verbreitet.

Nach unserer letzten Nacht in der Mongolei, fuhren wir wieder in die Hauptstadt zurück, um unseren Anschlussflug nach China zu bekommen. (Es lohnt sich durchaus, die Reise dort fortzusetzen.) Auf dem Weg haben wir es geschafft, noch das zu sehen, was viele mit der Mongolei verbinden: die Przewalski Pferde, die sozusagen die letzten Wildpferde sind. Bei der Rückfahrt nach Ulan Baator hat sich auch der Grund gezeigt, warum Fahrer und Tourguides auf die alten russischen Vans schwören: sie sind einfach zu reparieren und der Motor ist gut vom Innenraum des Autos zu erreichen. Das führte dazu, dass sich einige Probleme mal kurz während eines Stopps an der roten Ampel klären ließen.

 

Das wichtigste Wort der ganzen Reise

Während der Tour haben die Guides immer wieder und leider auch ziemlich erfolglos versucht uns die wichtigsten Worte und Phrasen auf Mongolisch beizubringen. Ein Wort blieb dennoch bei uns hängen: Toktoi! – Prost!. Da dieses Volk eine sehr ausgeprägte Trinkkultur besitzt (sei es Vodka, Bier oder vergorene Kamelmilch), konnten wir dieses Wort auch oft genug üben. Zumal es als unhöflich gilt, den zur Begrüßung reihum gereichten Becher abzulehnen.
In dem Sinne – toktoi!

 

Fazit

Die Gastfreundschaft der Mongolen ist beeindruckend und um diese auch gut zu überstehen, sollte man trinkfest sein. Die Mongolei ist mit der kulturellen und landschaftlichen Prägung definitiv einen Besuch wert und meiner Meinung nach, sollte man dem Land auch demnächst einen Besuch abstatten, bevor es zu neuen Entwicklungen aufbricht und seine Ursprünglichkeit verliert. Die Reise war eine gute Abwechslung zu den typischen Urlaubszielen – also nichts wie rein in den nächsten Flieger!

 

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